Ein politischer Fortsetzungsroman

Dante, Don Quijote, Faith-Book – Kapitel 1, Teil 2

Dante, Don Quijote, Faith-Book. Roman vom Rande jener Zeit, als die Corona-Pandemie ihr Zerstörungswerk begann

Kapitel 1, Teil 2

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Ob der Anruf bei Beatrice so dringend sei, wollte der Don wissen. Das hätte er nicht fragen sollen. Ob er denn nicht sehe, erwiderte nämlich nunmehr Dante, dass er verloren wäre, wenn jene ihm nicht zur Hilfe kämen? Dass überhaupt ohne Erwanderung der menschlichen Schuld, der Flammen, die uns reinigen und der heilig funkelnden Sterne der Liebe Menschensinn verdampfe und nichts übrig bliebe als verbrannte Postkarten der Erinnerung in einem Rauchkanal des Unsinns?

Der Don dachte bei dem Echo dieser Ermahnungen, die auch ihm gelten sollten, an Dulcinea, an die der süßen Süßeste der Frauen. Dulcinea, sie existierte noch nicht. War sie für den Don nicht umso wirklicher? Er konnte sich nach ihr sehnen, weil sie nicht existierte. Wirkliche Frauen interessierten ihn nicht. Sie betranken sich zu oft, sie waren zu fett, sie waren zu mager, sie hatten zu viele Affairen hinter sich, sie waren geldgierig, sie logen zu viel und waren nicht selten untreu. Und vor allem kannten sie seine Lektüre nicht. Außerdem lehnte er Gebrauchtfrauen ab, doch es gab nichts als Gebrauchtfrauen im Angebot.

Während Don Quijote, sich in dieser seiner Sehnsucht wie in einer Erinnerung an nie Wahrgenommenes badete, stellte Dante nicht nur sein Fluchen, sondern auch seine Transzendenzgier ein. Er hockte sich auf eine Bank, schloss die Augen und begann, wie um einsamer als einsam zu werden, sein Gesicht mit beiden Händen zu bedecken. Nicht etwa Angst stieg in ihm auf, denn enge Angst war eine Erfindung neurotisierter Psychiater. Furcht war es, die ihn zu Boden drückte. Furcht vor der rücksichtslosen Grausamkeit der Sterbensunfähigen, die längst damit begonnen hatten, jenes Monster loszuwerden, das sich mit der Maske des Menschen tarnte, um jene Brücken zu sprengen, die künftig seine eigene Zukunft sichern sollten. Furcht vor dem Absturz in den Hohlraum des Nichtigen. Furcht vor seinem und aller Absturz in den Verlust von Anerkennung, von Würde und vom Schmieröl der Macht. Er, Dante, war noch am Leben, sie, Beatrice war schon lange verstorben. Er, Dante, durchkroch die Fäulnis der Erde. Sie, Beatrice, erlebte die köstliche Einsamkeit, ewig im belebenden Himmelsfeuer gewärmt.

Während der Italiener Dante die Treppen der Furcht tiefer hinabstieg, griff der Spanier Don Quijote beiläufig dessen mobiles Telefon, wählte probeweise αῶ, fügte 0110011 hinzu und schloss erneut mit αῶ. »Pronto«, hörte er umgehend eine lieblich strenge Frauenstimme. Darauf war der Don nicht gefasst, stotterte ein italianisierendes »momento«, rüttelte an der erstarrten Furcht Dantes und reichte ihm das Telefonino. »Beatrice?« fragte Dante voller Furcht und Erwartung. Der Spanier jedoch schloss aus Dantes Worten, dass nicht Beatrice selbst, sondern lediglich ihr Büro am Apparat sei.

Fortsetzung folgt…

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